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Warum US-Markt

Welchen Markt soll ich handeln?

Einsteiger in den Optionshandel fragen sich häufig, warum sich so viele andere Trader auf den US-Markt konzentrieren – immerhin gibt es doch auf deutsche und europäische Aktien auch Optionen? Was spricht für und was gegen eine Neuausrichtung? Schauen wir uns in diesem Beitrag die Situation einmal an.

Völlig losgelöst von Optionen betrachten wir zunächst einmal die persönliche Situation der meisten Trader im deutschsprachigen Raum. Gehen wir in diesem Beispiel von einem Einsteiger in den Optionshandel aus, der in Stuttgart lebt. Er ist in Stuttgart aufgewachsen und zur Schule gegangen, seine Familie und Freundeskreis sind großteils in der Region ansässig. Er und seine Partnerin haben ihre Arbeitsplätze nicht weit entfernt bei mittelständischen deutschen Firmen. Er wohnt zusammen mit Partnerin und Kindern in einem kleinen Reihenhaus, das vor wenigen Jahren erworben wurde und abbezahlt wird. Die Familienkonten liegen bei lokalen Banken, das Handelskonto ist bei einem deutschen Broker und der großteil der gehaltenen Wertpapiere sind Aktien deutscher Firmen – schließlich kennt er sich hier gut aus!

In seinem Depot achtet der Trader dabei auf Diversifikation. Er setzt also nicht alles auf eine Aktie, sondern hält verschiedene Werte aus verschiedenen Branchen. Nicht alle Eier in einen Korb legen, das wäre ja zu riskant. Dieser Gedanke ist grundsätzlich richtig und in seinem Depot ist das vielleicht auch ganz gut umgesetzt. Aber was im Depot so vorbildlich gemacht wurde, mißachtet er in seinem Leben völlig. Denn in seinem Leben ist er all-in Deutschland.

Einkommen, Familie, Wohnort, Freizeit, Immobilie, Konten und Versicherungen, Depot, Wertpapiere, alles ist in Deutschland. Doch Diversifikation hört nicht bei verschiedenen Werten im Depot auf. Auch regional und über Ländergrenzen hinweg kann man diversifizieren, und das in allen Lebensbereichen. Während sich der Lebensmittelpunkt incl. Arbeitsplatz, Immobilie und sozialem Umfeld nicht so ohne weiteres verlegen lässt, sieht das beim Thema Finanzen schon ganz anders aus. Kapital kennt keine Grenzen. Die mit Abstand einfachste Art der Diversifizierung kann also umgesetzt werden, indem in Wertpapiere in anderen Wirtschaftsregionen investiert wird und vielleicht auch direkt deren Währung gehalten wird. Vollkommen unabhängig vom Thema Optionen sollte sich dies jeder Anleger einmal durch den Kopf gehen lassen.

Betrachten wir das ganze nun aus der Sicht des Optionärs. Ja, börsengehandelte Optionen gibt auf europäische Werte genauso, wie auf US-Aktien und asiatische Papiere. Im direkten Vergleich kann der US-Markt damit Punkten, der „erwachsenste“ Optionsmarkt zu sein. Das bedeutet, der Optionshandel findet dort schon seit mehreren Jahrzehnten sehr intensiv statt, und das bringt mehrere Vorteile mit sich.

Liquidität ist hier das große Thema. Es gibt nicht nur auf unzählige Basiswerte überhaupt Optionen, sondern diese werden auch so aktiv gehandelt, daß Ein- und Ausstiege zu fairen Preise problemlos möglich sind. Schaut man im Vergleich nach Europa, so bekommt man außerhalb der großen Indizes schon Probleme einigermaßen attraktive Preise zu bekommen. Das schränkt die Auswahlmöglichkeiten deutlich ein. Von komplexeren Optionsstrategien gar nicht zu sprechen, die in Europa meist nur auf Eurostoxx, DAX und vielleicht noch den französischen CAC40 möglich sind. In Asien ist der Markt derzeit noch dünner, dort herrscht das meiste Aufholpotential.

Auch was das Handelsvolumen angeht hat der US-Markt die Nase vorn. Und das bekanntermaßen nicht nur bei Optionen, sondern auch bei Aktien generell. Bis auf weiteres ist der weltweit größte Finanzmarkt in Nordamerika zu finden und die Augen aller Investoren sind auf New York gerichtet. Da die Wall Street weltweit den Ton angibt, finden sich auch die meisten Nachrichten, Analysen und Meinungen zu Unternehmen, die an US-Börsen notiert sind. Und das nicht nur auf Englisch, google-translate sei dank eröffnen sich hier etliche Informationsquellen. Auch was das Angebot möglicher Tools, also Internetquellen, Dankenbanken und Programme zur Tradeanalyse angeht, liegen die USA um Längen vorn. Wer hier einmal hineingeschnuppert hat wird sich schnell fragen, wie er denn vorher im europäischen Markt ohne diese ganzen nützlichen Hilfsmittel auskommen konnte.

Uns geht es bestimmt nicht darum, Trader von ihrem Lieblingsbörsenplatz abzubringen. Aber der Blick über den Tellerrand lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Wer sich heimischen europäischen Markt über Aktien informieren und lukrative Trades finden kann, wird dies im amerikanischen Markt ebenso schaffen – wenn nicht sogar sich deutlich leichter tun. Für Optionshändler findet sich ein massiv größeres Angebot, sowohl an Basiswerten als auch an möglichen handelbaren Strategien. Und wer Klumpenrisiken auf dem heimischen Markt vermeiden möchte, sollte sich unbedingt einmal auf der anderen Seite des großen Teichs umschauen.

Am besten vergleichen, man ja durchaus das eine tun, und das andere nicht lassen. Nur bitte nicht all-in gehen, das könnte sich böse rächen.

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